Women’s Day Celebration

Vor ein paar Tagen war der 8.3.23, das muss ich niemandem erzählen. Bis vor diesem Jahr war das für mich ein ganz normaler Tag. Irgendwo im Hinterkopf schwirrte herum, dass dieser Tag den Frauen gewidmet ist - „International Womens Day“. Sambia hat meine Sicht auf diesen Tag erstmal verändert. Obwohl sambische Frauen im Alltag noch viel weiter entfernt sind von einer Gleichberechtigung als wir in Deutschland und sie auch weniger Rechte erfahren als die Männer hier, ist der internationale Frauentag einer der größten Feiertage in Sambia. Feiertag heißt nicht, dass alles geschlossen ist. Die Marktfrauen bieten ihre Waren an, auch die kleinen Läden und viele andere Leute gehen ihren alltäglichen Dingen nach. Die Schulen nehmen den Feiertag an, das heißt auf jeden Fall alle Schulkinder genießen einen freien Tag. So auch die Männer, die ebenfalls nicht arbeiten gehen müssen. Von einigen Life Trust Mitarbeitern habe ich gehört, dass sie tatsächlich ihre Frauen den ganzen Tag bekochen und den Haushalt übernehmen. Das finde ich ziemlich cool!

Die Frauen feiern - nicht so wie ihr euch das jetzt vorstellt, aber schon auf eine sehr schöne Art und Weise. Es ist üblich, dass die Unternehmen jährlich für diesen Tag einen einheitlichen Chitenge organisieren. (Chitenge nennt man den typisch sambischen bunt bedruckten Stoff.) Dieser wird an jede einzelne Mitarbeiterin ausgegeben, die sich dann aus dem Chitenge für die Feierlichkeiten ein Outfit schneidern lassen. Hier in Sambia ist es normal, dass man zum Schneider geht. Sie lassen sich zwar nicht mit Maßschneidern, wie ich es während der Ausbildung erfahren habe, vergleichen, aber sie machen ihre Arbeit sehr gut. Ich war einige Male schon sehr begeistert von ihren anderen Herangehensweisen. Die Verarbeitung würde ich als gröber beschreiben, dafür kreieren sie sehr viel intuitiver und machen nicht so ein „Riesen Heck Meck“ aus allem, wie mir das gelehrt wurde. Davon möchte ich mir definitiv etwas mitnehmen, sodass ich mir aus beiden Weisen die besten Dinge rauspicke und dann meine eigene Art bastel.

Unsere Life Trust Mitarbeiterinnen haben alle drei Meter von diesem super bunten und lauten Chtienge bekommen sowie einen Meter einfarbigen Stoff in Schwarz oder gelb. Auch wir deutschen Mitarbeiterinnen waren gefragt uns ein Outfit aus dem gleichen Stoff machen zu lassen. Obwohl die Schneider hier ihren Job wirklich gut machen, hab ich als Schneiderin beschlossen, damit selber aktiv werden zu müssen. Schon während ich mein Outfit für diesen Tag designed und anschließend genäht habe, wuchs langsam die Vorfreude.

Letzten Mittwoch war es schließlich soweit. Morgens beim Frühstück haben wir in unserer Wg gesessen und festgestellt, dass eine ähnliche Stimmung herrscht wie wir sie in unseren jeweiligen Familien am Morgen vorm Heiligabend kennen -ein gemeinsames Vorbereiten, in die herausgelegten Outfits hineinschlüpfen und eine innere Vorfreude auf das, was der Tag wohl so für einen bereithält. Fertig gestylt stehen wir zu dritt vorm Spiegel und finden die Situation sehr komisch wie wir so bunt und laut gekleidet in unseren Outfits alle fast gleich aussehen…

09:30 Uhr - Wir, als deutsche Life Trust Mitarbeiterinnen, sind unterwegs in die Stadt, um die sambischen Mitarbeiterinnen zu treffen, die schon dort warten, wo die Parade starten soll. Die Straße steht voll von Menschen. Überall kann man die einzelnen Gruppen an ihren gleichen Chitenge Outfits erkennen. Wo man auch hinguckt, sieht man nur bunte Stoffe. Es ist wirklich doll, aber irgendwie auch schön!

Dank unserem doch eher auffälligen Chitenge haben wir unsere Gruppe schnell gefunden und reihen uns in die wartende Masse ein. Die Sonne prallt vom Himmel. Einige Sambierinnen waren so schlau ihren Regenschirm mitzunehmen, der als Sonnenschirm umfunktioniert wird, aber auch darunter im Schatten ist es heiß. Die Luft steht. Wir warten. Die Stimmung ist gut, einige singen, man tauscht sich aus, bewundert gegenseitig die Outfits, die wirklich schön sind!

Erst nach 10 Uhr setzt sich dann schließlich alles etwas in Bewegung und Stück für Stück marschieren die Gruppen hintereinander weg los. Das Banner geht voran, wir dahinter her. Eine Ausgelassenheit breitet sich über diese Parade aus, die zu 95% aus Frauen besteht. Wir laufen durch die Stadt, singen, lachen, grüßen Zuschauer am Straßenrand. Zwischendurch staut es sich und wir schwitzten wieder in der Sonne, es geht immer nur ein paar Meter voran. Aber das ist eigentlich irrelevant, die Sambierinnen feiern sich und alle anderen Frauen und wir dürfen dabei sein!

Nach drei Stunden und ca. 3 km haben wir unser Ziel erreicht, das Stadion von Kabwe. Dort sammelt sich die Parade für Ansprachen und weitere Tagespunkte. Wir werden um das Stadion herum zum Eingang geleitet und sehen dabei schon, dass dieses gut gefüllt ist. Die Ränge sind gefüllt mit Menschen - hauptsächlich Männern. Am Eingang werden wir vom Ordnungsdienst angeherrscht „Kamera weg, Handys weg, ordentlich aufreihen und dann marschieren“. Durch die Lautsprecher ertönt der Name unserer Organisation und dann marschieren wir mehr schlecht als recht hinter den Gruppen vor uns ins Stadion rein.

Links entlang in der Mitte des Platzes sind bestimmt 300 Soldaten aufgereiht, die stramm stehen und zu uns gucken. Rechts in der Mitte passieren wir winkend die Vizepräsidentin von Sambia, die für diesen Tag extra nach Kabwe gekommen ist. Diese Minute ist etwas überfordernd für mich. Aber was soll man machen? So schnell und unvorbereitet wie wir in diese Situation reingeworfen wurden, so schnell war sie auch schon vorbei. Jetzt im Nachhinein war es eine sehr spannende Erfahrung.

Wir sitzen einige Zeit gemeinsam auf dem Rasen des Stadions und beobachten in der Sonne schwitzend den Tumult um uns herum -weitere Gruppen, die reinmarschieren, tanzende Kindergruppen, deren Outfits etwas an Kobolde erinnern und drei verschiedene Bläsergruppen, die abwechselnd den Marsch mit Musik unterlegen. Kurz bevor die Nationalhymne startet, während der man sich nicht bewegen darf, stehlen wir uns wieder aus dem Stadion, denn wir haben vor, am Office für uns weiter zu feiern.

Am Life Trust Office erwartet uns ein geschmückter Garten mit einer langen Tafel und einem Buffet. Die deutschen Mitarbeiter haben den Vormittag genutzt und alles für die Frauen aufgebaut und hergerichtet. Das Essen wurde von einem sambischen Catering-Service geliefert. Alle sind begeistert und hungrig, sodass jeder ordentlich zulangt und wir ein gutes gemeinschaftliches Essen genießen. Mit gefüllten Bäuchen startet das Fotoshooting der gesamten Gruppe und anschließend der einzelnen Abteilungen. Die gute Qualität der heutigen Handykameras hat unsere Fotosession sogar etwas professioneller gemacht, als sie es eigentlich war. Wie man das kennt, ist das definitiv der chaotische Teil des Tages, aber darüber können alle lachen. Zumal die entstandenen Bilder wirklich würdige Erinnerungen an diesen besonderen Tag des Feierns geworden sind. Mit einem kleinen Input für die Mitarbeiterinnen von Life Trust, der an die deutsche Jahreslosung „ein Gott, der dich sieht“ angelehnt ist, endet das offizielle Programm. Noch einige Zeit verweilen wir gruppenweise auf dem Rasen vorm Office und nutzen die Sonne, um in allen möglichen Konstellationen weitere Fotos in unseren wunderschönen Outfits zu schießen.

Für mich war es ein richtig gesegneter Tag. Mal außerhalb der Arbeitszeit so eine intensive Zeit mit den Mitarbeiterinnen verbringen zu können, hat definitiv Beziehungen dichter gesponnen und Kontakte geknüpft, die vorher nicht da waren.

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Kommentare: 2
  • #1

    Luisa (Dienstag, 14 März 2023 16:09)

    Wow das klingt nach einem tollen Tag. Bin sehr verliebt in dein Outfit!

  • #2

    Gundula (Sonntag, 19 März 2023 16:01)

    Ihr seht toll und super glücklich aus